MOBILITY DESIGN GUIDE

Grundlagen Mobilitätsdesign

Leitbegriffe

Grafik zeigt 2 Personen in Offenbacher Modell: dazu stehen mehrere Leitbegriffe für menschzentriertes Mobilitätsdesign in Textform

Die Leitbegriffe und ihre Rolle als Vermittler

Ein Feld der Designforschung ist die Theorie der Produktsprache. Die sprachliche Funktion im Design vermittelt Inhalte, die den Nutzenden helfen, das Produkt zu verstehen, es zu bedienen oder es als zu seinem Lebensstil, seinen Zielen und emotionalen Wünschen gehörig zu identifizieren. Im Forschungsprojekt wurden für das neue Feld Mobilitätsdesign zwölf Leitbegriffe definiert, die für die Bestimmung von Gestaltungsparametern von Moblitätsräumen, -produkten und -services essentiell sind. Die Leitbegriffe sind drei Schlüsselbereichen zugeordnet, die miteinander verschränkt sind und sich gegenseitig beeinflussen: Zugang (zu Mobilität), Erfahrung (von Mobilität) und Identität (vor, während und nach Mobilitätserlebnissen).

Im Mobilitätsdesign spielen neben den funktionalen Faktoren die identitätsstiftenden und emotionalen Faktoren eine besondere Rolle. Der Mobility Design Guide erläutert auf Basis vorliegender Forschung verbindliche Leitbegriffe zu den zweckrationalen und symbolisch-emotionalen Faktoren des Mobilitätshandelns und übersetzt diese anhand von Beispielen in designsprachliches Vokabular.

Die erarbeiteten zwölf Leitbegriffe dienen zum einen der Vermittlung der motivierenden Faktoren zur Aneignung und Beibehaltung eines umweltschonenden Mobilitätsverhaltens, zum anderen als Vokabular zur produktsprachlichen Gestaltung von Mobilitätsprozessen, -Hubs und -trägern.

 

Die Zugangsdimension

Grundvoraussetzung für die Nutzung eines intermodalen Mobilitätssystems ist, dass der Zugang für alle Nutzenden funktional ermöglicht wird, dies betrifft die Erkennbarkeit und die Zugänglichkeit (Barrierefreiheit), die Bereitstellung notwendiger Informationen, die Gestaltung handlungsleitender Orientierungselemente und die Gebrauchstauglichkeit der Objekte, mit denen interagiert wird. Ziel der Gestaltung ist, einen störungsfreien Ablauf zu gewährleisten, der möglichst auch ohne kognitive Anstrengungen bewältigt wird. Das umfasst beispielsweise ein übergreifendes Informations- und Wegeleitsystem, die Gliederung von Wegräumen und die Positionierung von orientierend wirkenden Raumelementen, aber auch eine intuitiv verständliche Handhabung von Bedienelementen.

Die Erfahrungsdimension

Für ein positives Mobilitätserlebnis sind sozio-emotionale Faktoren wesentlich, die sich auf die Erfordernisse (subjektive, also gefühlte) Sicherheit, Aufenthalts- und Erlebnisqualität als auch Privatheit und Sozialität (in ihrer Wechselwirkung) beziehen. Gestalterische Maßnahmen können beispielsweise über die Gestaltung von Sichtbeziehungen und entsprechender Lichtführung visuelle Raumkontrolle und damit ein Sicherheitsgefühl erzeugen, aber auch in der räumlichen Gliederung sowohl Rückzugs- als auch Interaktionsräume schaffen. Hinzu kommt die Gestaltung von für den Aufenthalt (Wartezeiten) wichtigen Objekten wie beispielsweise Sitz- und Anlehnmöglichkeiten, die über Materialität und Formensprache Werthaftigkeit und damit Wertschätzung vermitteln. Wichtig ist auch, über attraktive Sichtbeziehungen in Bezug zu Umgebungsqualitäten als insgesamt im Zusammenwirken von Raumgestalt, Objekten und Zeichen eine Erlebnisqualität zu schaffen. Nicht zuletzt ist das Ziel, im »Flow« einer barrierefreien und intuitiven Nutzung eine positive Eigenwahrnehmung (Selbstverortung in der Raumwahrnehmung) und damit ein Gefühl von Selbstwirksamkeit zu erzeugen (Autonomie). Wichtig ist, dass der mobil verfügbare Zugang zum Internet auch das Sicherheits- und Raumgefühl (Orientierung und Selbstverortung) mit beeinflusst. Entsprechend ist auch im Digitalen der Bezug zum realen Raum (Wiedererkennbarkeit) mit zu gestalten.

Die Identitätsdimension

Eine kohärent entwickelte Gestaltung (auch in Beziehung zu den digital zur Verfügung stehenden Informationen) ermöglicht ein Wohlgefühl im Nutzungsakt, das in seiner emotionalen Wirkung Wertschätzung (Komfort) zum Ausdruck bringt. Über die symbolische Wirkung der Gestaltungssprache wird Bedeutung vermittelt, an der Nutzerinnen und Nutzer partizipieren können. Auf diese Weise wird eine positive Erfahrung sozialer Verortung ermöglicht (Status). Beide Aspekte in ihrer symbolischen Bedeutung sind bei der konkreten Ausgestaltung bereits mitzudenken. Zusammen ermöglicht es die Identifikation von Nutzenden mit dem Mobilitätssystem. Insbesondere der öffentliche Charakter des intermodalen Mobilitätssystems bedarf einer gestalterisch ausformulierten Symbolik, die dessen gesellschaftliche Bedeutung artikuliert.